OFFENES INSELTURNIER: HERRENEINZEL GEHT ÜBER 3 GEWINNSÄTZE

Unser Sportwart Stefan Ganns hat in der Ausgabe des „Seehund“ vom 22.07.1931 den nachfolgenden Bericht über das seinerzeit 2. Offene Insel-Tennisturnier ausfindig gemacht. Bemerkenswert u.a.: das Endspiel im Herreneinzel wurde vor bald 100 Jahren über drei Gewinnsätze ausgespielt! Wir geben den Bericht nachfolgend ungekürzt wieder. Zum „Original“ führt der anschließende Link.

„II. allgemeines Tennisturnier auf Juist vom 9. bis 12. Juli 1931.

Am Abend des Turniers schien es so, als ob die Durchführung der Spiele in der vorgesehenen Zeit unmöglich sein werde. Sturm und wolkenbruchartige Regengüsse hatten die herrliche Platzanlage unter Wasser gesetzt und spielunfähig gemacht. Zwar stieg im Laufe des Donnerstag das Barometer langsam an, der Regen ließ etwas nach, aber der Donnerstag war dem Spielbetrieb verloren, da in mühevoller Arbeit durch die Badeverwaltung und den Platzwart zunächst das Wasser von den Plätzen verdrängt werden mußte. Kaum hoffte die Turnierleitung, am Freitag, den 10. Juli beginnen zu können, doch der Wettergott hatte ein rechtzeitiges Einsehen und ließ trockenen Nordwind und Sonne kommen, so daß die Kämpfe am Morgen des 10. beginnen konnten.

Die Meldungen zum Turnier waren zahlreich und die Spielstärke der gemeldeten Damen und Herren stand auf sehr beachtlicher Höhe. Berliner Verbandsklasse und gute Deutsche Turnierklassen waren vertreten. Demgemäß wurde sehr guter Sport geboten, der die zahlreichen Zuschauer restlos befriedigte und zu begeistertem Beifall hinriss. Besonders gilt dies von dem Spiel Meyer (Osnabrücker T.C.) gegen Reiter (Berlin-Zehlendorf) im Herreneinzelspiel. Hier trafen – leider nicht im Endspiel – die beiden stärksten Gegner aufeinander und zeigten ein Tennis wie es sonst nur bei ganz großen Kanonen gesehen wird. Meyer siegte nach schwerstem Kampf 6/4, 0/6, 7/5 und wurde nach diesem Erfolg auch Endsieger im Herreneinzel über Herzog – Osnabrück mit 6/1, 2/6, 6/2 und 6/1, an den er wohl mehr aus Nächstenliebe gegenüber seinem Clubkameraden einen Satz abgab.

Das Damendoppelspiel wurde eine Beute von Frau Beyler (Nordenham), die nach hart umstrittenen Kämpfen in den Vorrunden Frau Doerr (Schwarz-Weiß Kassel) im Endspiel mit 4/6, 6/3, 7/5 hinter sich ließ. Frau Doerr hatte zuvor Frau Jasch (Weißensee) und Frau Banstedt (Lüneburg durch ihr variiertes und sicheres Spiel ohne große Mühe schlagen können.

Im gemischten Doppelspiel1 siegten Frau BanstedtReiter als stärkste Kombination über Frau RuschmannHerzog. Frau Ruschmann hatte mit Frau Banstedt zuvor das Damendoppelspiel sicher, wenn auch erst in drei Sätzen gegen Frau Voges-Frau Doerr an sich bringen können.

Da Meyer im Herrendoppelspiel keinen gleichwertigen Partner hatte, verlor er mit Flemmig-Dresden zusammen gegen Reiter-Metzges, aber erst nach schwerstem Kampf, 10/12, 6/3, 7/9. Reiter-Metzges gewannen denn auch das Endspiel gegen die jungen Osnabrücker Herzog-Ebel und zwar wurden im Einverständnis aller Beteiligten nur zwei statt vorgesehener drei Siegessätze gespielt, mit 6/3, 6/2. Reiter wurde daher Doppelsieger im gemischten und im Herrendoppelspiel. Sein hervorragendes technisch wie taktisch gleich vollendetes Spiel war eine Klasse für sich. Sein Besieger im Herreneinzel Meyer-Osnabrück glänzte vor allem durch hervorragende Stops am Netz, die für den Gegner kaum erreichbar waren und ihm letzten Endes den Sieg über Reiter einbrachten. In den Trostrunden siegten bei den Herren Dr. Watermann. (Osnabrück) 6/2, 6/1 über Dr. Doerr (Kassel)“

https://inselmuseum-juist.de/wp-content/uploads/seehund-ausgaben/1931_09.pdf